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7 Gründe, warum Wildgemüse gesünder als Kulturgemüse ist!

Ein geflochtener Korb mit frisch gesammeltem Wildgemüse und Wildkräutern. Zu sehen sind weiße Gänseblümchen (Bellis perennis) mit gelber Mitte, die zarten grünen Blätter des Gierschs (Aegopodium podagraria) sowie die violett-blühenden Triebe der Gundelrebe (Glechoma hederacea). Der Korb steht auf einem Holztisch im Freien mit grüner Wiese im Hintergrund.


Draußen vor unserer Haustür wächst wahres Superfood – und die meisten Menschen gehen achtlos daran vorbei. Während im Supermarkt perfekt geformte Karotten und makelloser Spinat um unsere Aufmerksamkeit buhlen, verstecken sich Brennnessel, Löwenzahn & Co. am Wegesrand – voller Vitalstoffe, mit überraschenden Geschmacksnoten und ursprünglicher Kraft. Wildgemüse ist kein hipper Trend, sondern ein echter Geheimtipp für alle, die ihre Ernährung auf ein neues Level bringen wollen. In diesem Artikel zeige ich dir 7 handfeste Gründe, warum Wildgemüse deinem kultivierten Gartengemüse oft eine grüne Nasenlänge voraus ist.

Was ist der Unterschied zwischen Wildgemüse und Kulturgemüse?

Wildgemüse

Unter Wildgemüse verstehen wir einjährige oder mehrjährige wild wachsende Pflanzen, die wir in der Küche als eigenständige Speisen oder in größeren Mengen als Bestandteil von Gerichten verwenden können. Also nicht nur als aromatische Würze (wie die Wildkräuter). Dabei kann Wildgemüse sowohl roh als auch gekocht verwendet werden.
Darunter fallen unter anderem Brennnesseln, Löwenzahn, Giersch, Wiesenbärenklau und verschiedene Wurzeln wie zum Beispiel die Wurzel der Nachtkerze, die auch als Schinkenwurzel bezeichnet wird

Kulturgemüse

Unter Kulturgemüse verstehen wir Nutzpflanzen, die vom Menschen gezielt gezüchtet und angebaut werden.
Ursprung unserer Kulturgemüse sind Wildpflanzen. Ziele der Züchtung von Kulturpflanzen sind vor Allem Ertragssteigerungen, Restistenz gegen Krankheiten, Optimierung von Größe oder Geschmack, der Verlust von Bitterstoffen (was meiner Ansicht nach ein wirklicher Verlust ist!), Giftstoffen und Formenvielfalt (die Kulturpflanzen werden in der Regel so gezüchtet, dass sie möglichst platzsparend in Transportkisten gepackt werden können) und eine Veränderung des Lebenszyklus (so können diese Kulturpflanzen in weniger geeigneten Klimabereichen einfacher angebaut und verbreitet werden).
Mittlerweile setzen etliche Saatgutbetriebe auf Gentechnik, was aus gutem Grund nicht unumstritten ist.

Warum Wildgemüse der geheime Star in der Küche ist

1. Wildes Powerfood – die Wildpflanzen haben es echt in sich

Wildgemüse wächst dort, wo kein Mensch eingreift – also ohne dass sich ein Gärtner oder Landwirt darum kümmern muss. So, wie es die Wildpflanzen schon seit jeher tun. Jeder Sonnenstrahl, jeder Regenschauer formt es zu dem, was es ist: kraftvoll, ungezähmt und voller Energie.
Wildpflanzen passen sich durch Einlagerung bestimmter Vitamine und Mineralstoffe an ihren Standort an und entwickeln Strategien, um sich z.B. vor hoher UV-Strahlung oder vor Fraßfeinden zu schützen.
Studien zeigen, dass Wildpflanzen wie z.B. Brennnessel, Giersch, Löwenzahn oder Vogelmiere deutlich höhere Werte an Antioxidantien, Vitamin C, Magnesium, Eisen, Calcium oder Kalium aufweisen als viele Kulturgemüse.

2. Kraft der Vielfalt – Abwechslung pur

Unsere heute bekannten Kulturgemüsesorten wurden über Jahrzehnte auf Ertrag, Aussehen und Lagerfähigkeit gezüchtet. Dies ging oft zulasten des Geschmacks und des Nährstoffgehalts. Wildgemüse hingegen ist so ursprünglich geblieben, wie Pflanzen ursprünglich mal gedacht waren: nährstoffreich, widerstandsfähig und voller Charakter.

Wissenswert ist meiner Ansicht nach auch, dass heutzutage Saatgut zum Großteil in der Hand weniger Großkonzerne liegt. Dazu kommt, dass Saatgut sehr häufig patentiert ist. Dies führt einerseits zu Abhängigkeiten der Landwirte und andererseits schwindet die Vielfalt auf unseren Äckern und auf unseren Tellern. (Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, lies gerne hier bei „no-patents-on-seeds oder hier bei der Firma“bingenheimer Saatgut“ ein Mitglied im Initiativkreis für samenfestes Saatgut oder hier beim Verein „Kultursaat e.V.“)

Im Supermarkt finden wir meist nur wenige unterschiedliche Gemüsesorten. Mehr Auswahl und auch alte und fast vergessene Sorten (hast du schon mal Haferwurz, Stielmus, guten Heinrich, Erdbeerspinat oder Knollenziest gekostet?) kannst du mit etwas Glück auf einem Wochenmarkt finden.

3. Bitter macht fitter… oder die Rückkehr der Bitterstoffe

In den gängigen Gemüsesorten wurden die früher noch enthaltenen Bitterstoffe mittlerweile oft herausgezüchtet – zumindest erinnere ich mich, dass ein Chicorée früher deutlich bitterer geschmeckt hat als heute –

Wenn du jedoch Wildgemüse auf deinen Teller bringst, kannst du Geschmacksexplosionen erleben. Als Beispiel sei hier ein sehr mild schmeckender Kopfsalat genannt. Damit der nach was schmeckt, muss das Dressing schon echt gut sein.

Nimmst du dagegen zum Kopfsalat noch einige Wildpflanzen wie Giersch, Löwenzahn, Vogelmiere, Gänseblümchen oder Labkraut dazu, ist der Salat eine Delikatesse, die deinem Gaumen schmeichelt und du brauchst nur noch etwas Essig und Öl, Salz und Pfeffer – that’s it!

Auch Brennnesseln als Füllung für Maultaschen oder als Quiche sind für meinen Gaumen eine Offenbarung.

In Wildgemüse schmeckst du noch das, was von unseren Tellern still und leise verschwunden ist – Bitterkeit.
Ein alter Spruch sagt: „Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund!“ Wieviel Wahrheit doch in diesem Zitat steckt.
Bitterstoffe wirken verdauungsfördernd, entgiftend und appetitanregend. Bitterstoffe aus Beifuß, Löwenzahn oder Schafgarbe regen die Leber an und unterstützen die Fettverdauung und last but not least…
sorgt die natürliche Vielfalt der Wildpflanzen für eine ausgewogene Nährstoffaufnahme und hält deine Geschmacksknospen auf Trab – und das völlig ohne künstliche Aromen.

4. Frisch, frei, fair – direkt aus Wald und Wiese

Wildgemüse wächst in der Regel ohne menschliches Zutun. Das macht es nicht nur zu einem natürlichen, sondern auch umweltfreundlicheren Lebensmittel. Keine künstlicher Anbau mit Hilfe von Kunstdünger, Pestiziden und Herbiziden. Kein Transport, keine Kühlketten und keine Plastikverpackungen. Was du selbst gesammelt hast, landet direkt in deiner Küche. Und wenn du verantwortungsvoll gesammelt hast, hat dein Wildgemüse einen fast unschlagbar geringen ökologischen Fußabdruck.
Dazu kommt, dass viele Wildpflanzen an trockene und karge Böden angepasst und daher von Natur aus viel weniger Wasser als kultivierte Pflanzen benötigen. Besonders in Zeiten des Klimawandels und der immer heißeren und trockeneren Phasen ist das ein wichtiger Faktor, um die Ressourcen der Erde zu schonen.

Wildgemüse ist ein echtes grünes Wunder, das in seiner natürlichen Umgebung gedeiht. Du tust also nicht nur deinem Körper etwas Gutes, sondern auch Mutter Erde!

5. Die Freiheit liegt am Wegesrand

Für erstklassiges Wildgemüse musst du nicht extra in den Supermarkt gehen, um es zu kaufen – es wächst direkt vor deiner Haustür, im Wald oder auf unseren Wiesen. Günstiger geht’s nicht! Und anstatt frisches Gemüse im Laden zu kaufen, das teils weite Transportwege hinter sich hat, sammelst du einfach das, was dir Mutter Erde sprichwörtlich direkt vor die Nase gesetzt hat. So kommt dein Wildgemüse direkt aus der Region und ist völlig nachhaltig! Es kostet dich lediglich ein wenig Zeit und schenkt dir so viel. Wenn du einmal deine Mahlzeit mit frisch gepflücktem Wiesenschaumkraut oder Spitzwegerich ergänzt hast, weißt du – diese kleine Wildpflanze schmeckt nach Freiheit.

6. Kräuter und Heilpflanzen – Medizin aus der Natur

Wildgemüse ist nicht nur lecker, sondern auch heilkräftig! Viele Pflanzen, die wir als Wildgemüse ernten, haben eine jahrhundertealte Tradition in der Kräutermedizin.

Wildpflanzen enthalten viele sekundäre Pflanzenstoffe, die den Körper entgiften, das Immunsystem stärken und entzündungshemmend wirken. Wildgemüse sind oft reich an Ballaststoffen, die für eine gesunde Darmflora sorgen. Deine Verdauung wird Freudensprünge machen, wenn du Wildpflanzen in deinen Speiseplan einbaust.

Diese meist unscheinbaren, wilden Pflanzen haben sich über Jahrtausende hinweg in natürlichen Ökosystemen entwickelt und unser Körper ist perfekt an sie angepasst. Dadurch erkennt dein Körper die ursprünglichen Nahrungsmittel und verstoffwechselt sie effizienter – und das macht sich in deiner Gesundheit bemerkbar!

Ein weiterer Vorteil von Wildgemüse ist, dass Wildpflanzen basisch verstoffwechselt werden. Welch ein Benefit, wenn man bedenkt, dass ein Großteil unserer modernen Ernährung eher sauer verstoffwechselt wird und dies zu vielen der heute typischen Zivilisationskrankheiten führen kann.

„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“

Hippokrates von Kos (460 – etwa 377 v. Chr.), griechischer Arzt und »Vater der Heilkunde«

7. Verbindung zur Natur – Das Leben im Einklang erleben

Mit jedem Schritt, den du durch Wiese oder Wald gehst, entsteht eine tiefere Verbindung – zu dir selbst und zur Natur. Beim Sammeln von Wildgemüse gehst du in die Natur, atmest frische Luft und kannst dich mit der Erde und den Pflanzen verbinden. Es gibt für mich nichts Schöneres, als meinen Korb zu packen und mich auf den Weg zu machen raus in Wald und Wiese. Beim Kräuter sammeln bin ich ganz bei mir. Nichts lenkt mich ab – eine meditative Tätigkeit, die mich zurückbringt zu mir und zu den Wurzeln der Menschheit.
Kräuter sammeln und die gesammelten Schätze in der Küche zu verarbeiten, macht mich auch besonders dankbar gegenüber den Geschenken von Mutter Erde. Und ganz nebenbei stärke ich mein Bewusstsein für Ökologische Zusammenhänge.

Es heißt: >> das, was man liebt, das schützt man auch <<

Das kann ich voll bestätigen. Denn, wenn ich nicht respektvoll mit den Pflanzen und der Erde, auf der sie wachsen umgehe, wachsen die Pflanzen an der Stelle bald nicht mehr. Und das ist weder für mich noch für die anderen Lebewesen, die auf diese Pflanzen angewiesen sind, hilfreich.

Bitte beachte in diesem Zusammenhang auch meine Sammeltipps, wenn du dich auf den Weg machst, Wildgemüse zu ernten.

Wiese mit blühendem Löwenzahn, an dem ein Zitronenfalter nascht und Spitzwegerich Leckeres Wildgemüse

Mein Fazit:
Wildgemüse – Nahrung für Körper und Seele

Wildgemüse ist so viel mehr als bloßes Grünzeug. Es ist ein Stück Lebendigkeit auf meinem Teller. Der Geschmack von Freiheit, Ursprünglichkeit und Verbundenheit. Wildgemüse hat einfach so viele Vorteile! Es bringt dir nicht nur eine großartige, abwechslungsreiche und nahrhafte Alternative zum klassischen Kulturgemüse, sondern macht auch richtig Spaß beim Sammeln und Kochen. Und wenn du hinausgehst und dir die Zeit nimmst, Brennnessel, Giersch und co. mit deinen eigenen Händen zu pflücken, dann nährst du nicht nur deinen Körper – du nährst auch dein innerstes Gefühl von Heimat in der Natur – oder wie ich es gerne sage : ich bin draußen zu Hause!
In unserer Welt voller Hochglanz und Schnelllebigkeit erinnern Wildpflanzen daran, dass das Echte, Wahrhaftige oft direkt vor unserern Füßen wächst. Es lädt uns ein, wieder genauer hinzuschauen, zu riechen, zu schmecken und – zu staunen.

Vielleicht ist es gerade das Wilde und ungezähmte, dass uns wieder erdet.

Du möchtest heimisches Wildgemüse kennenlernen?

Melde dich gerne zu einer meiner Kräuterwanderungen an

4 Gedanken zu „7 Gründe, warum Wildgemüse gesünder als Kulturgemüse ist!“

  1. Lecker, da bekomme ich glatt Lust, loszulaufen und zu sammeln. Ich kenne das Sammeln noch aus meiner Kindheit für Tee: Schlüsselblumen, Lindenblüten, Fichtenspitzen, … Aber als Gemüse war mir das nicht so geläufig. Danke für deinen tollen Artikel. Liebe Grüße Martina

    1. Wie schön, liebe Martina – das klingt nach richtig kostbaren Kindheitserinnerungen! 🌼🌿 Kräuter für Tee zu sammeln ist ja schon ein kleines Ritual für sich, und dass du als Kind schon Schlüsselblumen und Fichtenspitzen kanntest, ist zumindest aus heutiger Sicht, etwas Besonderes. Vielleicht bekommst du ja jetzt Lust, die wilden Schätze auch mal in der Küche als Gemüse auszuprobieren – da steckt so viel Geschmack und Kraft drin!

      Ganz lieben Dank für dein schönes Feedback, das freut mich wirklich sehr.
      Herzliche Grüße zurück und ganz viel Freude beim Sammeln und Genießen!

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