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Die 10 phänologischen Jahreszeiten

oder warum es Sinn macht, dich mit den unterschiedlichsten Kalendern zu beschäftigen.

Grafik zu den phänologischen Jahreszeiten

Phänolo… Was?
Was es mit den 10 phänologischen Jahreszeiten und dem Unterschied zu unseren bekannten vier Jahreszeiten auf sich hat und warum die Phänologie für uns hilfreich ist, das erfährst du, wenn du hier weiterliest.

Es ist zwar erst Ende Januar, doch spüre ich schon deutlich, dass die Pflanzen langsam erwachen.
Im Garten habe ich bereits die ersten Spitzen der Krokusse gesehen, bei den Schneeglöckchen zeigen sich auch schon die Blätter und an Bäumen und Sträuchern schwellen vereinzelt schon die Knospen an. Auch Die Hasel- und Erlenkätzchen sind schon recht weit. Die ersten Zeigerpflanzen für den Vorfrühling nach den phänologischen Jahreszeiten sind da!

Wenn ich so durch die noch recht winterbraun wirkende Landschaft streife, dann pfupfert es mich doch sehr, nach den ersten Blattspitzen und Knospen Ausschau zu halten. Und da Vorfreude ja bekanntlich die schönste Freude ist, freu‘ ich mich schon richtig auf den kommenden Frühling. Dauert noch, ich weiß, aber manchmal kommt der Frühling auch recht schnell und es gab schon Jahre, da habe ich doch fast die Bärlauchernte verpasst, weil ich mehr nach dem normalen Kalender mit seinen vier Jahreszeiten gegangen bin, als zu schauen, was im Wald und auf der Wiese so los ist. Es ist also sehr hilfreich, wenn du dich ein wenig mit den verschiedenen Kalendern, die uns zur Verfügung stehen, beschäftigst.

Wann beginnt eine Jahreszeit?

Es gibt verschiedene Herangehensweisen, eine Jahreszeit zu bestimmen.

  1. Kalendarisch
  2. Metereologisch
  3. Phänologisch

Gehen wir dem ganzen mal etwas auf den Grund:

1. Die Kalendarischen Jahreszeiten

Die kalendarischen Jahreszeiten bestimmen sich nach dem Jahreskreis mit den vier Kardinalpunkten

  • Frühlingstag- und Nachtgleiche
  • Sommersonnwende
  • Herbsttag- und Nachtgleiche
  • Wintersonnwende

Zu den Tag- und Nachtgleichen ist der Tag und die Nacht exakt gleich lang – jeweils 12 Stunden. Und zur Sommersonnwende hat die Sonne immer ihren höchsten Stand bzw. zur Wintersonnwende ihren niedrigsten Stand.
Also es geht immer um den Stand der Sonne im Bezug zur Erde.
Meist sind diese Tage zwischen dem 19. und dem 23. des jeweiligen Monats. Das verschiebt sich immer ein wenig, da die Erde nicht in exakt 365 Tagen um die Sonne wandert, sondern etwas länger braucht. Deshalb gibt es auch alle vier Jahre ein Schaltjahr, um die Differenz wieder auszugleichen.

2. Die metereologischen Jahreszeiten

Beim metereologischen Kalender beginnen die Jahreszeiten immer am ersten eines Monats. Das liegt schlicht und einfach daran, dass statistische Daten für jeweils einen Monat gesammelt werden und es damit für die Statistik und die Datenauswertung einfacher zu handhaben ist.
Das bedeutet allerdings, dass es z.B. für Landwirte, die nicht praktikabel ist, ihre Aussaatzeiten nach diesem starren Muster auszurichten. Denn für Aussaat und Ernte sind, sagen wir mal weichere Kriterien, die sich nach dem lokalen Klima richten, aussagekräftiger. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt,

3. Die 10 phänologischen Jahreszeiten:

Phänologie ist per Definition die Wissenschaft und das Wissen von regelmäßig wiederkehrenden Entwicklungserscheinungen in der Natur.
Die phänologischen Jahreszeiten orientieren sich an dem Wachstum der Pflanzen. Die Jahreszeiten sind daher nicht fest definiert, sondern verändern sich mit dem Klima. So gibt es bestimmte Phänomene in der Natur oder Zeigerpflanzen, die den Beginn oder das Ende einer Jahreszeit markieren. Beim phänologischen Kalender sprechen wir übrigens von 10 verschiedenen Jahreszeiten und nicht nur von vier. Zu Beginn einer Jahreszeit passieren schlicht andere Dinge als gegen deren Ende.
Wir haben gerade die Blüte der Haselnuss. Das zeigt beispielsweise an, dass der Winter jetzt definitiv vorbei ist und der Vorfrühling beginnt.

Eine kleine Übersicht:

Damit du dich ein wenig orientieren kannst, wenn du draußen unterwegs bist, habe ich dir eine kleine (nicht vollständige) Auflistung über verschiedene Anzeichen gemacht, die den Beginn einer Jahreszeit markieren.

  • Vorfrühling:
    Der Vorfrühling beginnt mit der Blüte der Haselnuss, von Märzenbecher und Schneeglöckchen. Er endet mit der Blüte der Salweide.
  • Erstfrühling:
    Zu Beginn des Erstfrühlings blüht die Forsythie, Beerensträucher wie die Stachelbeere und verschiedene Bäume (Ahorn, Birne, Kirsche, Pflaume und Schlehe). Bei Birke und Buche fängt das Laub an auszutreiben.
  • Vollfrühling:
    es blühen die Äpfel, der Flieder und Rosskastanien. Eichen und Hainbuchen entfalten ihr Laub.
  • Frühsommer:
    Der Holunder beginnt zu blühen, ebenso wie die Robinien. Es ist der Höhepunkt der Wiesen und der Getreidefelder. Zum Ende des Frühsommers beginnt die erste Heumahd.
  • Hochsommer:
    Jetzt überziehen die Blüten der Linde unsere Welt mit einem Duft nach Honig. Das ist ein Freudenfest für alle Bienen, da kein Baum so viel Nektar in seinen Blüten zur Verfügung stellt, wie die Linden. Die Johannisbeeren und der Winterroggen reifen.
  • Spätsommer:
    die Heide blüht, frühe Obstsorten und die Eberesche reifen, Zeit für die Getreideernte und eine zweite Heumahd.
  • Frühherbst:
    Holunderbeeren und Rosskastanien reifen, die Obsternte ist auf ihrem Höhepunkt und auf den Wiesen leuchtet die Blüte der Herbstzeitlose.
  • Vollherbst:
    Die Bäume verfärben sich und die Landwirte sind mit der Kartoffelernte zu Gange. Die Eicheln und Walnüsse sind reif und fallen von den Bäumen. Die späten Apfelsorten sind jetzt auch reif.
  • Spätherbst:
    Zeit des allgemeinen Laubfalls und Abschluss der Vegetationszeit. Eichenlaub verfärbt sich.
  • Winter:
    Das Eichenlaub fällt und es herrscht zum Großteil Vegetationsruhe. Der Winterweizen läuft auf.

Wobei hilft dir das?

Wenn du mit offenem Blick durch die Landschaft läufst, dann kannst du mit diesem kurzen Überblick ganz leicht feststellen, welche Jahreszeit gerade ist – und das, ohne einen Blick in einen klassischen Papierkalender geworfen zu haben.

Das kann sehr hilfreich sein, um Gartenarbeit zu planen/organisieren (wann ist der richtige Zeitpunkt meine Rosen zu schneiden), deine Erntezeiten im Blick zu behalten (denn dann verpasst du bestimmt auch den Beginn der Bärlauchzeit nicht mehr) oder einfach auch bestimmte Beobachtungen in Wald und Flur erleben zu können (Die Balz der Waldkäuze im Winter, wann du Eichhörnchen beim Sammeln ihrer letzten Wintervorräte beobachten kannst, oder ab wann sich Haselmaus und Siebenschläfer in den Winterschlaf verabschieden).

Mir ist in den letzten Jahren eine deutliche Verschiebung der Jahreszeiten aufgefallen. Die Vegetationsruhe im Winter wird immer kürzer und die Früchte reifen auch deutlich früher, als ich das in Erinnerung habe.

Leider habe ich das alles in den letzten Jahren nicht schriftlich festgehalten.
Vielleicht lohnt es sich, in einer Art Gartenjournal/-tagebuch, solche Besonderheiten festzuhalten.


Und wenn du die Jahreszeiten direkt spüren und erleben möchtest, dann komm doch gerne mit auf eine meiner beliebten Feierabend-Kräuterwanderungen.

Kennst du die phänologischen Jahreszeiten bereits oder ist diese kleine Übersicht hilfreich für dich?
Hast du vielleicht auch schon solche Veränderungen bemerkt?
Schreib’s mir gerne in die Kommentare.

Deine Angelika

2 Gedanken zu „Die 10 phänologischen Jahreszeiten“

  1. Liebe Angelika,
    was für ein interessanter und informativer Beitrag! Die phänologischen Jahreszeiten kannte ich bisher überhaupt noch nicht. Jetzt kann ich die Anzeichen in der Natur mit ganz anderen Augen sehen. Auch ein Gartenjournal ist eine schöne Idee. Ich halte nur unregelmäßig Dinge aus dem Garten fest. So ist das Nachvollziehen schwierig. Eine Feierabend-Kräuterwanderung würde ich gerne mitmachen, wenn ich nicht so weit weg wäre 🙂 .
    Viele Grüße
    Edna

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