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Warum ich im ausgehenden Winter beim Spazieren gehen gerne nach oben schaue….

Veröffentlicht am 17.02.2021

Haselnuss - Knospe und BlüteHaselnuss - Knospe und BlüteNormalerweise ist mein Blick beim Laufen eher auf den Wegesrand und die Wiesen fixiert. Gibt es da doch allerhand zu entdecken. Sei es ein Kräutlein oder ein Schmetterling. Meine Familie ist nicht immer begeistert, dass ich gefühlt alle paar Meter stehen bleibe um ein Wildkraut zu bewundern oder – was noch länger dauert – zu pflücken…. .
Nun ja, so kann es passieren, wenn man mit einer Kräuterfrau unterwegs ist ......

Jetzt im ausgehenden Winter ist es besonders spannend. Ja, auch die kleinen Kräuter spicken durchaus schon aus dem Boden. Zumindest in unserer Gegend.
Was aber noch viel spannender ist - den Blick nach oben zu lenken.
Da finden gerade völlig unbemerkt enorme Kraftakte statt.

Die Bäume fangen wieder an Wasser in die Spitzen zu pumpen, um die noch schlafenden Knospen zu wecken. Und wenn wir genau hinschauen, können wir beobachten, wie die Knospen anschwellen und bald ihre Blätter austreiben. Die ganze vitale Lebenskraft des Baumes konzentriert sich in den Knospen. Die sind dabei so vielfältig und unterschiedlich in ihrer Form und Farbe oder in der Struktur ihrer Schuppen.  So gibt es zum Beispiel die großen klebrigen Knospen der Rosskastanie oder die mattschwarzen zugespitzten Knospen der Esche. Oder die teilweise braun-rot- bis braun-lilafarbenen länglich eiförmigen Knospen der Schwarzerle. Im Moment kann man auch noch die kleinen roten Blütenblätter der Haselnuss beobachten. Winzig klein, wie kleine rote Zünglein.      

    Rosskastanie KnospeRosskastanie Knospe                         

Habt ihr schon mal die Knospe einer Rosskastanie genauer angesehen?

Es lohntRosskastanie BlütenknospeRosskastanie Blütenknospe sich, solch eine Knospe mal zu halbieren und dieses kleine Wunder zu betrachten.

Probiert es doch einfach mal aus.

 

 

 

 

 

Es gibt ein Uraltes Wissen um die Kräfte der Knospen, das weit in unsere Vergangenheit zurückreicht.
Unsere Vorfahren nutzten sie als Kraftnahrung, Energiefutter und Naturmedizin. Das wundert kaum, steckt doch so viel Vitalität und Lebendigkeit in der Knospe.

Bereits der Papyrus Ebers (eine 3.600 Jahre alte medizinische Aufzeichnung der Ägypter) beschreibt die Knospen und Triebspitzen des Ahorns als ein göttliches Heilmittel. Im indischen Ayurveda finden sich Aufzeichnungen in den alten Schriften, Galenos von Pergamon (ein griechischer Arzt 129 – 201 n.Chr.) heilte Verbrennungen mit Hilfe der Knospen der Schwarzpappel und Hildegard von Bingen (1098 – 1179 n.Chr.) setzte Knospen des Apfelbaumes zur Linderung von Kopfschmerzen ein.

Dieses alte Wissen ist weitgehend in Vergessenheit geraten, bis sich der belgische Arzt Paul Henry in den 1950er Jahren mit der Gemmotherapie beschäftigt und darüber geforscht hat. Der Begriff Gemmotherapie leitet sich ab vom lateinischen "gemma“, was Knospe oder Auge bedeutet. „Baumaugen“ – zarte feine Antennen, mit denen Bäume ihre Umwelt wahrnehmen. Aber auch Edelstein, Juwel oder Preziose. So sind Knospen nichts anderes als Edelsteine am Ende eines Zweiges. Welch ein schönes Bild.

Knospen sind eine reichhaltige Quelle gesundheitsförderlicher Wirkstoffe – Beispielsweise pflanzliche Hormone (Auxine und Gibberelline und Cytokinine), Enzyme, Phytoproteine, Kohlenhydrate, sekundäre Pflanzenstoffe, wie Flavonoide, Gerbstoffe und ätherische Öle.

Im Alpenraum ist das Wissen um die Knospen und die Baumkräfte noch erhalten geblieben. Meist durch mündliche Überlieferungen.

 

Kulinarisch nutzen könnt ihr Knospen zum Beispiel:


- frisch und roh auf einer Wanderung

(probiert doch mal eine oder zwei Brombeerknospen; diese gut kauen, dann schmeckt sie leicht nach KokosBrombeere KnospeBrombeere Knospe

- als Salatbeigabe

- als Kräutersalz

- in Smoothies

- als Salz- oder Zuckerzubereitung

- in frischen Soßen und Pestos

 

 

!Wichtig!:

Um harmonisierend, regenerierend und entgiftend auf unseren Körper zu wirken reichen kleinste Mengen der Knospen.

Als kleine Richtschnur gilt: Wir sammeln Äpfel im Kübel, Kräuter im Korb und Knospen im Fingerhut!

Wichtig ist auch, dass ihr nur sehr wenige Knospen eines Zweiges nehmen dürft, sonst stirbt der Zweig ab.

Und bitte informiert euch vorher genau über die essbaren Bäume.

Lecker sind zum Beispiel die Knospen, frischen Blätter und Triebspitzen des Ahorns, der Birke oder der Linde. Ob als Knospe, als keimender Spross, als wachsende Triebspitze, selbst ein sich aufblätterndes Blatt verfügt über die wohltuenden Kräfte wie eine Knospe.

Rudolf Steiner sagte: „Lebendiges entsteht aus Lebendigem durch den Keim. Die Kraft angekeimten Lebens fördert die lebendigen Prozesse in der Pflanze und im Menschen“.

Es lohnt sich also, sich ausführlicher mit diesen kleinen Juwelen zu beschäftigen oder sie zumindest jetzt im Winter und beginnenden Frühling zu bewundern.

Mehr darüber erfahrt ihr auch immer wieder bei meinen geführten Kräuterwanderungen!

Herzlichst

Eure Angelika

Ahorn Knospe

Ahorn Knospe